Das DORF

Die ehemalige Stadt Bockenheim, am 1. April 1895 in die Stadt Frankfurt a. M. eingemeindet, bildet heute den Stadtteil Bockenheim; war bis 13. Juni 1819 noch Dorf.

Lage: 2 ½ km vor dem Westtore Frankfurts auf einem Höhenrücken, die „Hohe Straße“, einer uralten Völkerstraße. Eine 2. Römerstraße (Frankfurt-Feldberg) streifte die Siedlung im Westen. Der Untergrund ist mit Ausnahme des „großen Sees“ (1350) Basalt, der aus Verwerfungsspalten gedrungen ist.

Ursprung: Bockenheim ist älter als 767 (vilha Bochenheim im Lorscher Codex, die erste urkundliche Erwähnung), denn schon die Römer brachen hier den behaubaren Basalt (Funde von röm. Werkzeugen & Steinmetzenarbeit). Seine spätere Geschichte hängt mit dem Schicksal des königlichen Jagdbezirks „Dreieich“ zusammen. Einer der 32 Wildhuber hatte hier seinen Sitz; die Wildhube noch 1470 & 1512 als solche bezeichnet. Wichtiger ist der hier bestandene Königshof in „des Königs Dorfe“, der um 1250 ein Ritterhof des Geschlechts von Preungesheim (später von Rödelheim genannt) ist, den die Ritter von den Herren von Münzenberg empfangen, die ursprünglich Vögte über die Dreieich waren. Deren Erbe fällt 1255 zu 1/6 an die Grafen von Hanau, 1736 dann an Hessen-Kassel.

Siedlung: Das Dorf Bockenheim mit seinen drei Straßen hatte die Form einer zweizinkigen Holzgabel, in Richtung von West nach Ost. Das Ganze (200 x 400m) umgab ein Dorfzaun mit 3 Schlägen, resp. Falltoren; in der Mitte die Kapelle (1365), davor auf freiem Platz die Gerichtslinde, seit 1533 auch ein Spielhaus (Rathaus).

Östlich daneben die ehemalige Wildhube*, seit etwa 1309 in Händen des Weißfrauenklosters, seit 1576 des Spitals zum heiligen Geist, seit 1586 in Patrizierhänden (von Kellner, Günderrode, zuletzt Passavant). Ganz im Westen entstand nach Aussterben des Rödelheimer Rittergeschlechts 1575 (durch Erbanfall an die Forstmeister von Gelnhausen) das „freiadelige Gut Schönhoffen“, (1629 von Delfft, 1740 D´Orville, 1818 Minister von Barckhausen, jetzt städtisches Eigentum).

Die räumliche Entwicklung des Dorfes geschah wegen des nahen Überschwemmungsgebietes der Nidda im Norden naturgemäß längs der Frankfurter Straße (heute Leipziger Straße) entlang, in die seit 1750 die Neugasse (heute Friesengasse) mündet. Gleichzeitig war im Westen ein zweiter Kirchenweg für die Frankfurter Reformierten in der Schloß- und Adalbertstraße entstanden, an der schon drei Gutshöfe (Sommersitze von Frankfurter Patrizieren) lagen, darunter das 1771 umgebaute Schlößchen der jüngsten Tochter des „alten Dessauers“ (heutiger Bernus-Park).